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Hochsprung - Hoch-Springen
Bewegungsbeschreibung
animierter Bewegungsablauf
Wie man den Flop schnell lernen kann
Probleme im Lernprozess
Wettkampfmöglichkeiten
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1. Hochsprung - Hoch-Springen - Wo sollte der Sportunterricht ansetzen ?
Hochspringen kann man auf vielfältige Weise.
Mit dem Siegeszug der Flop-Technik traten andere Sprungtechniken in den Hintergrund. Unter dem Aspekt der Vielfalt des Springens sollten natürlich auch Straddle und Schersprung ihren Stellenwert in der Schul-Leichtathletik haben. Und auch damit ist der Bereich des Hoch-Springens noch längst nicht abgedeckt (Hindernisspringen, Springen mit Sprungbrettern; erhöhte Absprünge z.B. von der Kastentreppe, Hochweitsprung, Sprungspiele etc.).Kinder sollten unbedingt diese vielfältigen Sprungerfahrungen machen, bevor man mit dem zielgerichteten Einüben einer Technik beginnt. Das Erlebnis des kurzzeitigen "Fliegens", der Überwindung eines Hindernissses (aber auch das der weichen Landung) sollte auch bei gezielten Vermittlungsformen der Technik des Hochsprungs einen angemessenen Stellenwert haben. Bewegungs-/ Technikvorgaben sowie Korrekturen sollten so eingesetzt werden, dass das Sprungerlebnis im Mittelpunkt bleibt.Dies ist bei allen Sprungtechniken prinzipiell möglich.
Der Flop hat den Vorteil, dass die biomechanisch effektivste Technik auch relativ leicht zu erlernen ist und sich somit für das Erlernen im Sportunterricht anbietet.
Methodisch möchte ich einen schnellen Weg zum Flop vorschlagen, weil damit unter schulischen Bedingungen in kurzer Zeit Erfolgserlebnisse (nach meinen Erfahrungen für nahezu alle Schüler) möglich werden.
Hochsprung in der Schule heißt aber trotzdem auch, dass unterschiedliche Könnensvoraussetungen und physische Grundeigenschaften in das Unterrichtskonzept einbezogen werden müssen. Die Frage, wie kann ich möglichst hoch springen sollte auch dann interessant sein, wenn absolute Höchstleistungen nicht zu erwarten sind.
Günstig für einen effektiven und motivierenden Unterricht sind natürlich mehrere Hochsprunganlagen, um intensives bzw. differenziertes Üben zu ermöglichen. Wenn dies nicht möglich ist, sollte überlegt werden, ob nicht ein Teil der Klasse selbständig etwas anderes übt. Dies ist nach meinen Erfahrungen in der Schulleichtathletik bei allen Altersgruppen nicht nur gut möglich, sondern sollte auch ein eigenes Ziel des Unterrichts sein. Die Attraktivität der Leichtathletik wird dadurch deutlich gefördert.2. Technik und Beobachtungsschwerpunkte
Anlauf
Steigerungslauf - zunächst geradlinig, dann ...Impulskurve
Innenneigung des Körpers auf den letzten 3 Anlaufschritten (leichte Körperrücklage) - Vorbereitung des Doppelarmschwungs. Mit letztem Schritt Fussaufsatz über die Ferse zum..Absprung
mit dem lattenfernen Bein (Beugung im Sprungbein, Absprungstreckung); Schwungbein überholt Sprungbein (Drehung nach Innen-Oben von der Matte weg), Arme werden bis auf Schulterhöhe geführt (dann abgebremst).Flug/Lattenüberquerung
Absprungbein bleibt gestreckt, Schwungbein wird gesenkt (Kopf/Blick seitlich); Kopf kommt bei Überquerung in leichte Nackenhaltung, Hüfte und Rücken überstreckt, Unterschenkel schwingen vor (L-Position) - Streckung der Beine; Kopf wird zurLandung
nach vorne genommen, Beine gestreckt, Arme seitlich ausgebreitet; Landung auf Rücken /Schulter.Anmerkung: Für eine differenziertere Darstellung (mit funktionaler Begründung) empfehle ich: JONATH/KREMPEL/HAAG: Leichtathletik 2, Reinbek 1995;
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Bildreihe Flop |
Weitere Animationen
3. Wie man den Flop schnell lernen kann
Man kann sich sicherlich darüber streiten, was es bedeutet von der Grobkoordination des Flops zu sprechen. Aus der Sicht der Schüler ist es (zunächst) weniger die Technik als das Überspringen einer Höhe, die das Gelingen oder Nicht-Gelingen eines Sprungs ausmacht. Folgende Elemente sollten in dieser Phase m. E. aber eingefordert werden:
.Lernschritte
- Anlauf mit Impulskurve
- Absprung mit dem mattenfernen Bein
- vertikaler Abstoß/Schwungbeineinsatz
- rückwärtige Lattenüberquerung und Landung auf dem Rücken
Dies lässt noch einen relativen weiten Handlungsspielraum zu, ist aber auch an funktionalen Erfordernissen und weiteren Entwicklungsmöglichkeiten ausgerichtet.Weitere Möglichkeiten, um Schülerinnen und Schüler in der Anfangsphase zu unterstützen:
- Bauband, Zauberschnur oder aufblasbare Stange statt Latte (schafft Vertrauen, nimmt Angst; erspart auch das lästige Wiederauflegen der Latte und läßt sich variabel einsetzen )
- Laufwege und Absprungpunkte vorgeben (Markierungen, Klebestreifen); Ganz wichtig, denn die Aufgabe des Springens ist schon schwierig genug. Mit der Zeit können und sollen diese Hilfen abgebaut werden.
- Analysatoren vielfältig einbeziehen (wohin den Blick richten, Muskelempfindungen beschreiben)
- mehrere Anlagen (wenn möglich ; evtl. auch mit ganz unterschiedlichen Aufgabenstellungen/Zielsetzungen, nicht nur verschiedenen Übungshöhen)
- Wahl der richtigen Übungshöhe ( Übungshöhe darf keine maximale Sprunghöhe erfordern)
- unterstützende Rückmeldungen ( Erfolge betonen; höchstens ein Tipp für den Lernprozess)
- Demonstration durch Lehrer oder Schüler sollten die jeweilige (einfach zu lösende) Aufgabe veranschaulichen (Lehrtafeln sind hilfreich bei der Verdeutlichung der Aufgabe und bei der Besprechung von Korrekturmöglichkeiten)
1.
Sprungbeinbestimmung;
Bestimmung der Anlaufseite
Wenn das Sprungbein noch nicht bekannt ist:
Hüpfen auf einem Bein, Absprungsimulationen rechts, links, rechts und umgekehrt, spontanes Loslaufen zur Bestimmung des SprungbeinsMögliche Aufgabenstellung: Hüpft auf einem Bein!
Mit welchem Bein klappt es besser?
(Wer mit links springt, muss sich rechts anstellen...)2.
Anlauf-/
Absprungkoordination
Einbeiniger vertikaler Absprung nach drei Anlaufschritten (bogenförmig) an der Hochsprungmatte (Landung auf den Füßen vor der Matte);
Vorgabe des Laufweges und Absprungpunktes durch Markierungen bzw. Ablaufmarke
Lauft an der markierten Bogenlinie entlang; Achtet genau auf die Schrittfolge und springt mit dem dritten Schritt mit eurem Sprungbein ab!
Zusatzaufgabe: Dreht beim Absprung euer anderes Bein von der Matte weg!3.
Landung auf der Matte;
RückenlandungSchaffen der Voraussetzungen für die Gesamtbewegung/üben der richtigen Drehrichtung Springt ab,
bewegt das Schwungbeinknie von der Matte weg nach oben
und landet auf dem Rücken!4.
Schwungbein- und Armeinsatz
(evtl. Doppelarmschwung)
Verstärkung der unterstützenden AbsprungbewegungenBewegtmit dem Absprung beide Arme nach oben
(Achtet dabei auch auf die Innendrehung des Schwungbeinknies)5.
Gezielte Tipps/
individuelles Üben;
Anlaufverlängerung
Einzeltips zur Technikverbesserung;
Üben in Kleingruppen mit speziellen Aufgabenstellungen
- schiebe das Becken nach oben
- nimm bei der Lattenüberquerung den Kpof etwas nach hinten, bringe ihn dann zur Landung aber wieder vor
- lass das Sprungbein zunächst hängen
- Strecke die Beine bei der Überquerung
- macht euch eine individuelle Ablaufmarkierung
- etc. /s. Technikanalyse
Varianten:
Als interessanter Lernimpuls hat sich bei mir der kurzzeitige Wechsel des Absprungbeins und der Anlaufseite erwiesen (Aspekt der Lateralität).
Absprunghilfen zur Verlängerung der Flugphase und beidbeiniges Rückwärtsspringen zum Üben der Hüftstreckung (in der Fachliteratur vielfach empfohlen) sind m. E. in der Anfangsphase für alle Schüler eher problematisch.
Zu überlegen ist vielmehr, inwieweit diese Übungen zur Überwindung spezieller Lernprobleme beitragen können oder als spezieller Impuls für Fortgeschrittene eingesetzt werden können.4. Probleme im Lernprozess
In der Literatur werden neben der speziellen Technik auch immer mögliche Fehlerbilder beschrieben. Dabei stehen z.B. die fehlende Hüftstreckung, der mangelnde Schwungbeineinsatz, zu später Absprung etc. im Mittelpunkt. Übersehen werden darf aber nicht der emotionale Aspekt bei der Bewältigung der Aufgabe, hoch zu springen und dabei eine bestimmte Bewegungstechnik umzusetzen. Die Angst vor Schmerz oder Verletzungen kann zwar durch ein geeignetes Lernarrangement (s.o.) reduziert werden, beachtet werden muß sie aber ebenso wie der soziale Aspekt des Lernprozesses. Ganz wichtig ist die positive Zuwendung und Ermutigung der Schülerinnen und Schüler, natürlich verbunden mit solchen Aufgabenstellungen, die tatsächlich zum eigenen Erfolg, d.h. Erlernen der Technik beitragen bzw. subjektiv bedeutsam übernommen werden können. Für übergewichtige Schüler ist dieser Erfolg oft nur bedingt möglich. Schüler müssen aber auch diese leistungstragenden Gesichtspunkte kennen, um eine Leistung richtig einordnen zu können. (Einen kleinen Ausgleich können evtl. die weiter unten angeführten "Relativwettkämpfe"schaffen).
Die häufigsten Grundprobleme im Anfangslernprozess sind m.E. folgende:
- beidbeiniger Absprung
- Anlauf zu lang an der Matte entlang (Verlassen der Impulskurve)
- Abstand zur Matte/Latte ungünstig
- Blick auf Matte gerichtet/Überlegen auf die Matte ("schiefer Absprung")
- Weit- statt Hochsprung
- ungenügender Schwungbeineinsatz
Auf diese Fehler sollte unbedingt eingegangen werden, da sie sonst den weiteren Lernprozesss entscheidend stören.
5. Wettkampfmöglichkeiten
Wettkämpfe und Leistungsvergleiche gehören zum Sport dazu, haben aber (gerade in der Leichtathletik) den Nachteil, dass sie oft nur für die motorisch starken Schülerinnen und Schüler interessant sind. Geringe Körpergröße und hohes Körpergewicht lassen (auch bei bester Technik) keine Höchstleistungen zu.
Ein organisatorisches Problem (was oft bei gutgemeinten Vorschlägen vergessen wird) ist die Gruppengröße. Mit 30 und mehr Schülern an einer Anlage lässt sich kein pädagogisch vertretbarer Unterricht durchführen.
Aufteilung in Gruppen, variable Aufgabenstellungen auch bei Wettkampfformen sind unumgänglich. Meine Perspektive ließe sich dabei so formulieren:Nicht auf Hochsprungwettbewerbe verzichten - aber alle Leistungen realistisch würdigen
Dies geht beim Hochsprung deshalb sehr gut, weil die Maßstäbe unterschiedlich angelegt werden können. Nicht nur die absolute Hochsprungleistung zählt, sondern es lassen sich leicht weitere Parameter formulieren, die auch die Schülern einsichtig sind oder einsichtig gemacht werden können.
"Hochsprung relativ" :
Wieviel Prozent der Körpergröße kann übersprungen werden ?
Einbeziehung des Körpergewichts, z.B. Gewicht x Sprungleistung
Bezug zu absoluter Sprunghöhe (ermittelt z.B. durch "Jump an Reach-Test")
7. Literatur
JONATH/KREMPEL/HAAG: Leichtathletik 2, Reinbek 1995
FREY/HILDENBRANDT/KURZ: Laufen, Springen, Werfen, Reinbek 1984
Sonderheft Sportpädagogik: Laufen, Springen und werfen im Schulsport, Seelze 1997