Aggression im Sport - Theorieansätze


zurück
1. Die Frustrations - Aggressionstheorie
Unter Frustration verstehen wir ein Erlebnis der Enttäuschung, der Nichtbefriedigung bzw. Störung einer zielgerichteten Aktivität.
Als Aggression gilt jede Verhaltenssequenz, welche auf die Schädigung bzw. Verletzung eines Mitmenschen/Sportlers abzielt.
Die Grundannahmen der Frustrations-Aggressionstheorie lauten: Jede Aggression ist eine Folge von Frustration und jede Frustration führt zu einer Aggression. So stellt z.B. eine Untersuchung im Sport von Volkamer fest, dass bei der Erfassung von 2000 Fußballspielen die Verlierer doppelt so oft in aggressiver Weise gegen die Spielregeln verstoßen wie die Gewinner. Möglicherweise spielen dabei aber auch andere gründe eine Rolle.

Frustrationen erhöhen den Erregungszustand eines Menschen, was sich auch physiologisch nachweisen lässt. Dieser Erregungszustand kann u. a. durch aggressives Verhalten in den Normalbereich zurückgeführt werden. Die dabei subjektiv spürbare Erleichterung hat zur Folge, dass in ähnlichen Situationen entsprechende Reaktionen wiederholt werden, um diesen Zustand der Erleichterung wieder zu errreichen.
Experimente haben ergeben, dass der durch die Frustration entstehende Erregungszustand auch anders als durch Aggression abgebaut werden kann (Gespräche, Lachen etc). Eine Erregung, selbst wenn sie als Wut erlebt wird, führt nur dann zu einer Aggression, wenn ein besonderes Objekt oder ein Sachverhalt vorhanden sind, welche durch besondere Reize die Aggression provozieren. Läßt sich z. B. der angefeindete Schiedsrichter nicht mehr sehen, verliert sich der Affekt in der Menge sehr rasch.
Häufig wird dem Sport eine aggressive Funktion zugeschrieben, die ihm nach diesen Ausführungen nicht zukommt. Z. B. löste ein Fußballspiel zwischen El Salvador und Honduras vor der Weltmeisterschaft 1970 einen Krieg mit mehreren Tausend Toten aus, Randale von Hooligans am Rande von Sportveranstaltungen wird oft mit dieser Theorie erklärt.
 

2. Das Triebmodell der Aggression
Die Verarbeitungsmechanismen des Aggressionstriebs liegen nach dieser Theorie  im Unbewussten.
Aggressive Verhaltensweisen werden von einem angeborenen  Aggressionstrieb bzw. -instinkt bewirkt, Aggressionstau und -entladung finden ständig statt. Der Sport stellt nach dieser Auffassung ein günstiges Ventil für gestaute Aggressionen dar, weil seine Regeln und Normen es erlauben, dass diese gestauten Aggressionen im Rahmen eines ritualisierten Konkurrenzverhaltens abgebaut werden können bzw. in (relativ) ungefährliche Bahnen gelenkt werden können
Sowohl bei S. Freud als auch bei K. Lorenz wird dem Sport die Funktion der Aggressionsbefriedigung in sozial ungefährlicher Weise zugesprochen.
Kritiker bemängeln jedoch den unzureichenden Nachweis eines Aggressionstriebes, wie ihn die Psychoanalyse bzw. Vertreter der Verhaltensforschung annehmen.
 

3. Lern- und sozialisationstheoretische Auffassungen zur Aggression
Aus pädagogisch-psychologischer und aus soziologischer Sicht ist die Auffassung von  Bedeutung, dass aggressives Verhalten das Ergebnis eines Lern- und Sozialialisationsprozesses darstellt.
Aggressionen werden, wie fast alle komplizierten menschlichen Verhaltensweisen, erlernt (z.B. durch Verstärkung aggressiver Verhaltensweisen oder Lernen am Modell).
 
So kann ein Kind z. B. lernen, dass aggressives Verhalten häufig zum Erfolg führt oder das aggressive Modell einer Erziehungsperson zeigt dem Kind eine derartige Verhaltensweise.  Aggressive Handlungen, die in einem Wettkampfspiel zum Erfolg führen, werden mit größerer Wahrscheinlichtkeit erneut auftreten.  Untersuchungen zeigen, dass schon Kinder zu aggressiven Handlungen im Sport angeleitet werden, um den Erfolg einer Mannschaft zu erhöhen. Ein Fußballspieler lernt sehr schnell, dass "hartes Einsteigen" sehr erfolgreich sein kann. Die Bekräftigung, die im Zurückweichen des Gegners oder im Lob des Trainers  zum Ausdruck kommt, verstärkt die aggressive Verhaltensweise. Sie wird in ähnlicher Situation wiederholt werden.


zurück

Bewegungslehre |  Trainingslehre |  Sportsoziologie/-psychologie